J.P.Lange Söhne -- Jürgen Hinrich Steffen
Der Inhaber der Ewerführerei, Jürgen Hinrich Steffen, wurde 1856 in Langwedel in Holstein geboren. Er war Seemann und diente zuletzt als Erster Offizier an Bord des im New York-Verkehr eingesetzten Dampfers „Wodan“ der Hamburger Reederei B. Wencke Söhne. Aus gesundheitlichen Gründen gab er die Seefahrt auf und gründete 1906 die „Ewerführerei und Schleppschiffahrt Jürgen Hinrich Steffen“ mit Sitz an der Köhlbrandtreppe 1, oberhalb des Holzhafens in Altona. Der mittelständische Betrieb wurde nach seinem Tod 1930 von seinen Söhnen bis zur Aufgabe des Geschäftes infolge der Containerisierung Ende der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts fortgeführt.
Das Transportgeschäft nahm Jürgen Hinrich Steffen 1906 mit dem Ankauf des Schleppers „Mohra“ (65 PS) auf. Der erste Neubau der Ewerführerei war der Dampfschlepper „Tiger“, (240 PS), der 1910 auf der Hamburger Werft Janssen & Schmilinsky entstand. Die Namensgebung lässt auf eine enge geschäftliche Beziehung zwischen der Getreidemühle J.P. Lange Söhne, die ein Roggenmehl unter der Marke „Tiger“ vertrieb und der Ewerführerei schließen. Der Mühlenbetrieb von J.P.Lange Söhne in der Großen Elbstraße befand sich in unmittelbarer Nähe des Büros der Ewerführerei an der Köhlbrandtreppe, sodass es sicher gute persönliche Kontakte gab.
In den folgenden Jahren wurden dann die Dampfschlepper „Erna“ (160 PS), „Hugo Hedrich“ (200 PS) und die Schleppbarkasse „Jürgen Hinrich“ als Neubauten in Dienst gestellt. Die Ewerführerei verfügte außerdem über eine größere Anzahl eigener Schuten, vor allem gedeckte Schuten (Kastenschuten) für die Beförderung empfindlicher Ladung, wozu Getreide gehörte, das in sehr großen Mengen nach Hamburg eingeführt wurde.
Der Ausdruck Ewerführerei stammt aus dem 19. Jahrhundert und bezog sich auf die Tätigkeit, mit abgetakelten Ewern (flachbodiges Segelfahrzeug der Unterelbe) Ladung aus Seeschiffen, die im Strom lagen, d.h. an den Pfahlgruppen in der Mitte der Hafenbecken, an Land zu bringen. Dies geschah vor allem auch bei Massengütern wie Getreide und Ölsaaten. Liegeplätze im Strom waren kostengünstiger als am Kai, außerdem war es dadurch möglich, die Luken eines Seeschiffes beidseitig mit Getreidehebern zu bearbeiten, welches einen schnelleren Umschlag erlaubte. Die Ladung wurde in gedeckte Schuten (Kastenschuten) gefüllt, die anschließend von Dampfschleppern an die an Land befindlichen Getreidemühlen und Silos verbracht wurden. Auch Oberelbkähne für den Weiterversand ins Inland und nach Tschechien wurden so beladen.
Text mit freundlicher Genehmigung von Herrn H.J. Steffen |